Trend-Guides im (Content) Marketing 2024 werden von vielen erstellt. Wir – konkret unsere COPE-Expert:innen Nicola Dietrich (Chief Strategy Officer), Hana Greiner (Creative Director) und Georg Reimond (Head of Digital Performance) – haben sich einige Marketing Trends hergenommen und auf Relevanz für Unternehmen abgeklopft. Welche sollten auf der Agenda Ihres Unternehmen sein – und welche können Sie guten Gewissens ignorieren.
Trend 1: Organic vs. Paid im Social Media Marketing
Viele Creators postulieren, dass Paid im Social Media Marketing nur mehr Geldverschwendung sei. Sie gehen davon aus, dass guter Content reicht.
Dieses Schwarz-Weiß-Denken bei Organic und Paid ist vorbei. Unternehmen brauchen beides statt entweder oder.
Georg Reimond
Es gilt, die geeignete Balance zu finden. Ressourcen – also sowohl Geld als auch Zeit – benötigen sowohl Organic als auch Paid. Mit einer Kombination aus beiden schafft man jedoch neue Synergien. „Organic und Paid sind im Bereich Social Media wie Butter und Brot“, betont Georg Reimond.
- Organic: Pflege des Markenimages, Kundensupport, Konvertieren von Followern zu neuen Kund:innen oder Wiederkäufer:innen
- Paid: Potenzial ausdehnen, Präzises Auswählen der idealen Zielgruppe, schnelleres Erreichen der Businessziele, dem Content mehr Reichweite bieten
- Die Schnittmenge aus beiden: neue Follower und Kund:innen, mehr Reichweite für guten Inhalt, Insights über die Zielgruppe.
3 weitere Irrtümer im Social Media Marketing
- Irrtum 1: „Wir müssen schnell viele Follower aufbauen.“
Follower sind ein irreführender KPI. Denn es geht nicht bloß um die absolute Follower-Zahl, es müssen Follower sein, die auch zur Zielgruppe passen und mit dem Content interagieren.
- Irrtum 2: „Facebook ist tot.“
Es stimmt, die Userzahlen bei Facebook stagnieren seit einer geraumen Zeit. Aber Daumen mal Pi ist immer noch jede zweite Österreicherin/jeder zweite Österreich monatlich aktiv auf dieser Plattform. Es besteht somit großes Potenzial, um seine Botschaft weiterhin an die gewünschte Zielgruppe zu bringen.
- Irrtum 3: „Auf TikTok ist unsere Zielgruppe nicht – da sind nur die Jungen.“
Wie früher bei Facebook, Instagram & Co. gilt auch bei TikTok: Die Plattform entwickelt sich weiter, das Spektrum der User:innen und Themen geht zunehmend in die Breite.
Trend 2: Junge Talente mit Social Recruiting finden
Social Media hat sich am Berufs- und Stellenmarkt zu einer wichtigen Säule entwickelt – sowohl für Unternehmen als auch Berufssuchende. So informiert sich die Gen Z beispielsweise auf Social Media vorab über ihre zukünftigen Chef:innen. Und Unternehmen sind mit Social Recruiting bei der Suche nach jungen Talenten und neuen Mitarbeitenden dort, wo die Bewerber:innen sind: 7,4 Millionen Österreicher:innen sind auf Social Media.
Social Recruiting ist aber mehr als nur Anzeigen rausballern.
Hana Greiner
Active Sourcing, also die direkte Ansprache von Fachkräften, und Employer Branding gehören ebenfalls dazu. Beide müssen mit dem richtigen Storytelling Hand in Hand gehen.
Aber Achtung: Zu den Stolperfallen im Social Recruiting zählen:
- Unternehmen sind nur auf einer Plattform aktiv.
- Unternehmen sind auf Plattformen unterwegs, die nicht zu ihrer Zielgruppe passen.
- Social Recruiting geht nicht konform mit der Social-Media-Strategie. Das Unternehmen wird dadurch unglaubwürdig.
Social Recruiting kann RICHTIG gut funktionieren
Checkliste zur Erstellung Ihrer Content Marketing Strategie.
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Content Marketing loslegen? Gratulation! Wenn Sie diesem Leitfaden folgen, steht Ihrem Content Marketing nichts mehr im Weg.
Trend 3: Aktives Community Management
Wozu Cookies?
Wer auf Social Media erfolgreich sein will, braucht auch ein aktives Community Management – wobei die Betonung auf „aktiv“ liegt. „Das heißt einfach: Social sein auf Social Media„, so Hana Greiner: „Und dies bedeutet mehr, als nur Likes zu vergeben.“
Unternehmen sollten …
- anderen Accounts folgen.
- mit dem Content anderer interagieren.
- auf Kommentare und Nachrichten tatsächlich eingehen.
- Fake-Kommentare löschen.
Nur so lässt sich über Social Media eine Kundenbeziehung, eine echte Community und ein positives Markenimage aufbauen. Nur so können Unternehmen kostenlose Reichweite nutzen. Aber Achtung: Man kann es auch übertreiben, zu viel des Guten ist möglich. Man muss nicht auf jeden Kommentar reagieren. Außerdem sollte man dabei in jedem Fall auf die Tonalität achten.
Trend 4: Cookieless Future
Sie wurden schon oft totgesagt, noch leben sie, ihr Ende scheint trotzdem absehbar zu sein: Die Rede ist von den Third-Party-Cookies.
Werben ohne Cookies dieser Art hätte zur Folge:
- Kein gezieltes Targeting nach Interessen oder Zielguppen.
- Probleme beim Tracking von Meta bis TikTok.
- Welche Werbekanäle „funktionieren“? Antworten darauf zu finden, wird schwierig.
- Attribution ist nicht mehr lückenlos.
- Kein Frequency Capping und damit keine effiziente Kampagnensteuerung mehr.
Auch wenn das konkrete Ablaufdatum der 3rd Party Cookies noch nicht bekannt ist, für Unternehmen ist es jedenfalls an der Zeit, sich auf die Cookieless Future vorzubereiten. Bereits jetzt gibt es alternative Wege, andere technische Varianten werden diskutiert.
Haben Sie also keine Angst vor der Cookieless Future.
Nicola Dietrich
Hier eine kurze Zusammenfassung der Möglichkeiten:
- Alternative 1: Der Aufbau von First Party Daten
Mit Leadmagneten und Formularen (hochwertiger Content, Webinar, Umfrageergebnisse, …) können Unternehmen über die eigene Website oder Ads direkt User-Daten (1st-Party-Daten) erhalten. - Alternative 2: Kontextuelles Targeting
Dabei werden relevante Keywords definiert, anhand derer Medienseiten mit thematisch passenden Inhalten ausgemacht werden, auf denen die eigene Werbung ausgespielt wird.
- Alternative 3: Das gute alte Umfeld
Banner oder Native Ads werden auf entsprechende Interessensseiten oder Channels platziert.
- Alternative 4: Privacy Sandbox, der „neue Chrome Browser“
Ob und wann diese technische Alternative von Google kommt, steht noch in den Sternen. Man sollte sie jedoch im Auge behalte. Das Grundkonzept dahinter: Es werden keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sein, sondern lediglich auf Interessensgruppen (sogenannten Kohorten). Was genau dahinterstecken soll, ist noch nicht bekannt – die Kritik daran ist trotzdem groß.
- Alternative 5: Neue Technologien wie Advertising Identifier
Diese Angebote sollen in Zukunft auch in Österreich ermöglichen, dass Zielgruppen weiterhin zielgerichtet angesprochen werden können. In den USA gibt es bereits einige Anbieter. Die Technologie bedarf jedoch ein recht hohes Investment – und ob sie mit dem Datenschutz hierzulande konform geht, ist auch noch nicht klar.
Wie Unternehmen nun vorgehen sollten:
- Analyse: Wo arbeiten wir bislang mit Drittanbieter-Cookies und welche Auswirkungen hat eine Cookieless Future?
- Mit Expert:innen sprechen (z.B. Data Teams der Publisher)
- Ansätze angehen (z.B. Personas, Kreation, A/B-Testing)
- Welche Alternativen passen zu unserem aktuellen Marketing-Business?
- Evaluieren: Brauchen wir selbst Technologie – und wenn ja: Haben wir Ressourcen und Budget?
Link-Tipp: Eine Online-Werbewelt ohne 3rd Party Cookies – wie geht das?
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Trend 5: KI als neue Kollegin
Mit der Markteinführung von ChatGPT entwickelte sich ein gigantischer Hype um Künstliche Intelligenz (KI): Sie wird unsere neue Kollegin, die uns den Arbeitsalltag massiv erleichtert. Und wie sieht es eineinhalb Jahre später aus? „Im Content Marketing ist KI immer noch das kleine Helferlein, das niemals ohne ‚human in the loop‘ eingesetzt werden soll„, so Nicola Dietrich. Bei repetitiven Tätigkeiten, wenn die Idee bereits vorhanden ist und man weiß, was man braucht, kann die KI im Marketing bereits gut unterstützen – etwa bei Storyboards oder Mock-Ups. Um Qualität zu erkennen und zu kreieren, braucht es aber immer noch menschliche Erfahrung, Intuition und Handwerk. KI hat unseren Alltag bereits erleichtert, aber der Mensch ist noch lange nicht ersetzbar – selbst bei der aktuell beeindruckenden Geschwindigkeit der Entwicklung.
Link-Tipp: Künstliche Intelligenz im (Content) Marketing: Diese Tipps & Tools sollten Sie kennen
Trend 6: SEO ist so gut wie tot
Die Künstliche Intelligenz (KI) ist da – und so mancher sieht bereits das Ende von SEO. Denn künftig fragen wir den KI-Chat statt Google. „SEO ist nicht tot, aber es wird sich verändern„, so Georg Reimond. In welche Richtung es gehen könnte, zeigte Google mit SGE (Search Generative Experience), der geplanten Integration von generativer KI in die Google-Suchergebnisse.
Neben einer von der KI generierten Antwort werden auch weiterhin klassische, passende Suchergebnisse und weiterführende Links aufgelistet. Auch KI-Ergebnisse bei generischen Fragen orientieren sich an klassischen Suchergebnissen, das Ranking und die Markenwirkung bleiben somit wichtig. Die grundlegenden SEO-Aufgaben bleiben somit erhalten, es wird jedoch komplexer. So wird beispielsweise das Thema Visual Search dank KI immer besser.
Link-Tipp: Die 16 wichtigsten Kennzahlen, um Ihren SEO-Erfolg zu messen
Unser Tipp: Wie Sie am besten mit neuen Trends umgehen
- Nicht alle Trends sind für alle Unternehmen relevant. Klären Sie daher, ob der Trend einen großen Impact auf den eigenen Kommunikationserfolg haben kann?
- Prüfen Sie, ob der Trend ihre Marketingvorhaben und Ziele unterstützt.
- Priorisieren Sie die Trends: Was machen wir zuerst, was lassen wir bleiben. Ziehen Sie dabei externe Expert:innen hinzu.
- Starten Sie mit Pilotprojekten – mit Hilfe von außen.
- Setzen Sie sich klare Ziele. Das müssen jedoch keine klassischen KPI sein, auch „Lernen“ kann als Ziel definiert werden.