Die Welt des Marketings bleibt nicht stehen. Obwohl wir nicht in die Zukunft blicken können: eines ist sicher. Auch 2025 wird ein Jahr der Weiterentwicklung. Neue Marketing Trends werden aufkommen, die Hypes der jüngeren Vergangenheit stehen vor einer Bewährungsprobe. Marketer:innen stehen somit wieder vor der Frage: Was kommt, was geht, was darf bleiben – und wie sollte es genutzt werden? Wir unterziehen in diesem Blog-Beitrag aktuellen Trends einem Reality Check und geben Denkanstöße für eine realistische Marketing-Agenda 2025.
Wie Unternehmen am besten mit neuen Trends umgehen können
- Es ist zu klären: Könnte der Trend einen großen Impact auf meinen Kommunikationserfolg haben?
- Trends priorisieren: Was ist zuerst zu machen, was kann man bleiben lassen.
- Schnell starten oder warten? Um eine Antwort darauf zu finden, können Pilotprojekte – die auch mit Hilfe von außen umgesetzt werden – helfen.
- Die Nutzung neuer Trends braucht eine klare Zielsetzung. Auch „Lernen“ kann als Ziel definiert werden.
- Neue Trends sollten erst dann ins To-Do-Portfolio aufgenommen werden, wenn die Hausaufgaben der bestehenden Themen erledigt sind.
Marketing Trend Check 1: Wer Social Media verstehen will, muss TikTok verstehen
Follower werden auf Social Media immer mehr zur Vanity KPI (Eitelkeits-KPI). Sie fühlen sich zwar gut an, sind für die Performance aber nicht wirklich aussagekräftig. Ein Grund dafür ist TikTok. Denn den TikTok-User:innen wird als erstes die „For You“-Page mit Empfehlungen des Algorithmus angezeigt. Die Page „Folge ich“, also die Seite mit den gefolgten Accounts, muss erst aktiv ausgewählt werden. Und wer macht das schon jedes Mal? Dieser Mechanismus ist nicht nur für TikTok typisch, er wurde auch von anderen Plattformen wie beispielsweise Instagram übernommen. Auf Social Media wird man erfolgreich, wenn man vor allem wiederkehrende Viewer bedient – und nicht in erster Linie Follower. Was jetzt zählt sind Kontakte mit den richtigen User:innen. Die werden über den richtigen Content erreicht. Wer Social Media 2025 verstehen will, muss somit TikTok verstehen. Dort entstehen die innovativsten Arten des Storytellings
Marketing Trend Check 2: Nischen finden, in Nischen bleiben
Um den richtigen Content zu finden, ist ein Umdenken notwendig. Das klassische Zielgruppendenken mit seinen soziodemografischen Merkmalen führt zu einem Gießkannenprinzip. Die Clusterung nach Content- und Themen-Interessen oder Brand-Vorlieben führt hingegen treffsicherer zum Ziel. Um mit Content wiederkehrende Viewer zu erreichen, lautet die Devise: Nische finden, Nische bedienen, in der Nische bleiben. Die Nischenthemen sind in ihrer Fülle zwar unüberschaubar, sie lassen sich als Orientierung jedoch in vier Content-Säulen zusammenfassen: Comedy, Erotik, Lifestyle und Wissen. Haben Unternehmen die für sich passende Content-Säule für den Social Media-Account gewählt, gilt es die Markenpersönlichkeit zu schärfen, seriell zu denken und Kontinuität durch beispielsweise Setting, Testimonials oder die Storyline zu schaffen.
Marketing Trend Check 3: Lohnt es sich, bei neuen Kanälen First Mover zu sein?
Bluesky, Lemon8, TenTen und wie sie alle heißen: Zum Branchenprimus X (vormals Twitter), der seit geraumer Zeit in der Kritik steht, gibt es zahlreiche Alternativen. Manche großen Unternehmen haben bereits den Ausstieg aus X vollzogen. Diese Querelen rund um X rücken eine grundsätzliche Frage auf Social Media wieder in den Fokus: Lohnt es sich, bei neuen Kanälen First Mover zu sein? Um den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in aufstrebende Kanäle zu finden, bietet sich für Unternehmen als Herangehensweise an:
- Nicht sofort Ressourcen von bewährten Kanälen abziehen.
- Neue Kanäle erst dann entern, wenn es valide Nutzerzahlen gibt und die gewünschten Content- und Themen-Interessen dort zu finden sind.
- Es muss nicht gleich organischer Content gemacht werden. Ein Start mit Kampagnen only kann auch erfolgreich sein.
Marketing Trend Check 4: (Paid) User Generated Content nutzen
Studien zeigen: Video wird mehr, Video bringt mehr. Etwas mehr als 80 Prozent des gesamten IP-Traffics macht Video aus, TikTok beispielsweise ist fast zu 100 Prozent videobasiert. Mit Video lässt sich sowohl die Conversionrate auf Landingpages als auch die Kaufbereitschaft deutlich steigern. In zahlreichen Unternehmen scheitert die Videoproduktion jedoch vor allem an der Zeit (aber auch an der Strategie und am Thema). Mit User-generated Content (UGC) kann es effizienter gehen. UGC löst Influencer Marketing immer mehr ab. Der Unterschied? Der eingekaufte Content wird nicht von Creator:innen selbst ausgespielt, sondern im Kanal des Unternehmens. UGC ermöglicht somit kosteneffizienten Video-Content mit mehr Authentizität, der auch der eigenen Reichweite zugutekommt.
Die „Dos“ bei UCG:
- Eine Content-Strategie als Basis bleibt Pflicht.
- Zuerst die Themenplanung, dann die UGC-Suche.
- UGC-Creator können über entsprechende Plattformen rekrutiert werden.
- Im Vertrag optionale Mehrleistungen festhalten.
Die „Don’ts“ bei UCG
- Erwarten, dass UGC kostenlos ist.
- Den Creator:innen zu viele (kreative) Vorgaben machen.
Marketing Trend Check 5: Mehr Reichweite mit Employee generated Content (EGC)
Warum in die Ferne schweifen, wenn die Creator:innen doch vielleicht im eigenen Unternehmen zu finden ist? Wer kann besser einen Einblick ins Unternehmen, den eigenen Tätigkeitsbereich und die individuelle Expertise geben, als die Employees selbst? Von Mitarbeitenden generierter Content kann durch die Authentizität die Arbeitgebermarke stärken – und in weiterer Folge im Recruiting unterstützen. Er führt zu einer höheren Reichweite und mehr Engagement. Der klassische Kanal für EGC ist LinkedIn, der Content ist aber auch außerhalb nutzbar.
Die „Dos“ bei EGC
- Bottom Up statt Top Down: Mitarbeiter:innen sollen eigene Strukturen schaffen können.
- Mitarbeitende mit Guidelines und (bei Bedarf) Schulungen unterstützen.
- Ein Belohnungssystem für EGC etablieren.
- Führungskräfte sollten mit positivem Beispiel voran gehen.
Die „Don’ts“ bei ECG
- EGC nutzen, um etwas direkt zu verkaufen.
- Zu viele (kreative) Vorgaben machen: Gute Inhalte brauchen Freiheit.
Marketing Trend Check 6: KI ist nicht das Ende von SEO
SEO wurde schon oft totgesagt. Nun soll es wirklich soweit sein: Die künstliche Intelligenz (KI) wird bereits als Sargnagel für die Suchmaschinenoptimierung gesehen. Wer fragt schon Google & Co., wenn die KI eine kompetentere Auskunft geben kann? Die KI ist aber nicht das Ende von SEO. Denn für die KI-Suche sind die Rankings der „normalen“ Suchanfragen eine Grundlage. Für SEO bedeutet dies eine Optimierung für KI-Search.
- Die Grundregeln von SEO sind grundlegend weiterhin einzuhalten.
- Der Content sollte aber auf sehr spezifische, konversationelle Suchanfragen (konkrete Frage und Antwort) angelegt werden.
- Die kleinste Content-Einheit ist neu zu denken. So können unter einer URL auch mehrere Themen als Frage und Antwort abgehandelt werden.
- Es sollten klare Quellenangaben eingebaut werden.
- Der Content ist regelmäßig upzudaten.
Immer wichtiger wird auch Social SEO. Denn nicht nur über klassische Suchmaschinen, sondern auch andere Plattformen werden für die Suche genutzt. Relativ weit vorne sind dabei Instagram und YouTube, besonders junge Menschen suchen auf TikTok statt auf Google.
Wie Ihr am besten mit SEO startet findet Ihr hier.
Checkliste für Ihre SEO-Analyse
Mit dieser umfassenden Checkliste können Sie den Überblick über die Tasks und Maßnahmen, die für die Analyse bzw. Optimierung Ihrer Website nötig ist, behalten.
Marketing Trend Check 7: Nachhaltigkeit neu erzählen
Unwetterkatastrophe, Rekordhochwasser, Dürre: Beim Thema Klimawandel überschlagen sich die Negativ-Schlagzeilen. Konsument:innen verschließen sich bei Begriffen wie „Nachhaltigkeit“ oder „Umwelt“ immer mehr. Nachhaltigkeit muss zukünftig anders erzählt werden: Der Kundennutzen von Umweltbewusstsein (oder anderen ESG-Kriterien) sollte im Vordergrund stehen – ganz ohne erhobenen „grünen“ Zeigefinger. Ein Beispiel: Kochendheißes Wasser, um löslichen Kaffee zuzubereiten? Muss nicht sein, der Kaffee schmeckt bei 80 Grad heißem Wasser besser. Erst am Ende des Videoclips wird erwähnt, dass damit in Summe auch ordentlich Energie gespart werden kann. Immerhin werden weltweit jede Sekunde 5.700 Tassen mit löslichem Kaffee genossen – so der Hersteller.
Die „Dos“ bei Nachhaltigkeit 2025
- Im Mittelpunkt der Botschaft sollte die Frage beantwortet werden: Was haben unsere Kund:innen davon?
- Erzählen statt Überreden
- authentisch sein
- Datenbasiert kommunizieren
Mehr zum Thema Nachhaltigkeitskommunikation finden Sie in unserem Artikel „Gutes tun und darüber reden: Nachhaltigkeit richtig kommunizieren“.
Sie wollen Ihre Nachhaltigkeit kommunizieren?
Marketing Trend Check 8: KI-Agents für monotone Tätigkeiten nutzen
Im Bereich von repetitiven Tasks können KI-Agents zu wahren Gamechangern werden. Diese Tools sind in der Lage, konkrete Aufgaben autonom auszuführen, komplexe Muster zu erkennen und proaktiv Lösungen vorzuschlagen. Erste Ansätze für KI-Agents im Bereich Marketing liegen beispielsweise in monotonen, sich wiederkehrenden Prozessen in Kombination mit der Content-Erstellung: etwa in der Beobachtung und Interpretation von Websites, der Bearbeitung von E-Mail-Anfragen oder der Marktbeobachtung. Wie sollten Unternehmen sich dem Thema KI-Agents nähern?
- Für den Einsatz von KI sind konkrete Anwendungsfälle zu identifizieren.
- Prüfen, ob Förderungen genutzt werden können – um so die Kosten zu senken.
- Auswahl der Agententypen und Architekturen.
- Die vorhandenen Daten und Systeme sind entsprechend vorzubereiten (Stichwort DSGVO).
- Danach erfolgt eine Phase des Trainierens und Testens.
- Es sind konkrete Rollen für die Instandhaltung zu etablieren.
Hinweis: KI-Kompetenz wird 2025 Pflicht. Unternehmen, die KI nutzen, müssen Ihre Mitarbeitenden entsprechend und regelmäßig schulen (weitere Informationen auf artificialintelligenceact.eu).